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21.03.2020

Gedanken und Impulse zum Evangelium | 4. Fastensonntag, 22. März 2020

Geistlicher Impuls zum 4. Fastensonntag am 22.03.2020 von Pfarrer Ottmar Breitenhuber

In jener Zeit sah Jesus unterwegs einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst oder seine Eltern, sodass er blind geboren wurde?

Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.

Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Das heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen.

(Johannes 9,1-7)

 

 

Wer ist schuld am Coronavirus?

An der von ihm ausgelösten Pandemie?

Sind es die Menschen in China, wo es zuerst aufgetaucht ist?

Die Menschen, die sich nicht an die vorgeschriebenen Vorsichts- und Verhaltensmaßnahmen halten?

Die ganze Menschheit, die mit ihrem Lebensstil anscheinend jegliche Verantwortung für die Schöpfung, die Gesellschaft, die einzelnen Menschen und den Nächsten verloren hat?

Oder sind es vielleicht sogar irgendwelche dubiosen Verschwörer, wie manche jetzt schon anfangen zu behaupten?

Wer ist schuld?

 

„Rabbi, wer hat gesündigt?“

Wir alle fragen meistens als Erstes: Wer ist schuld? oder Was ist schuld?

Wir wollen den Verursacher oder die Ursachen kennen.

Ist auch verständlich:

Wenn wir den Schuldigen oder den Grund kennen, wissen wir, was zu tun ist – meinen wir.

Und wenn wir dann den Übeltäter oder die Ursache des Übels bestrafen, ausschalten oder zurechtweisen, haben wir das Übel behoben – meinen wir.

Dass das in den allermeisten Fällen des Lebens nicht so einfach ist, hat jeder und jede von uns schon oft erfahren. Und im Fall des Coronavirus sind die Zusammenhänge noch viel komplizierter und weitaus schwieriger, wie wir täglich erleben.

 

„… die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.“

Jesus sieht als Erstes zunächst den Menschen.

Den konkreten, individuellen und in seiner Persönlichkeit ganz eigenen Menschen. Mit seinen je eigenen Schwächen und Stärken, Freuden und Ängsten, seiner Schuld und Sehnsucht, seinem Glauben und Zweifel, seiner Hoffnung und Liebe.

Jesus fragt nicht nach Schuld und Sünde und auch nicht nach den kausalen Zusammenhängen.

Jesus wendet sich dem Menschen zu, damit „die Werke Gottes (…) an ihm offenbar werden“.

 

Jesus „... spuckte (…) auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen ...“.

Jesus berührt den Blinden da, wo er blind ist. An den Augen.

Mit seinem Speichel bestreicht Jesus die blinden Flecken des Blinden. Speichel ist eine Flüssigkeit aus dem Innersten des Menschen, eine Körperflüssigkeit mit Heilkraft.

Jesus berührt und heilt den Blinden mit der Heilkraft, die aus dem Innersten seines Wesens stammt.

 

„In jener Zeit sah Jesus unterwegs einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.“

Jesus sieht mich.

Er sieht vor allem auch meine Blindheit. Meine Schwächen, Fehler, Schuld, Ängste, Zweifel, Not.

Und er berührt mich. Mit dem Innersten seines göttlichen Wesens.

 

„Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat …“

Lassen wir nicht nach, wie Jesus, auf die Menschen zu schauen. Auf die Kinder, die Alten, die Kranken, die Einsamen, die Verängstigten, die Mutlosen, die Verzweifelten. Auf die, die wir mit unserem je eigenen, kleineren oder größeren Beistand in irgendeiner Form unterstützen können. Hören wir nicht auf, „die Werke dessen (zu) vollbringen, der (Jesus) gesandt hat“!

 

Und verlieren wir niemals das Vertrauen, denn

„Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“

 

Ottmar Breitenhuber
Pleinfeld, 21.03.2020


Den Text können Sie als pdf-Datei herunterladen:

 

 

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